Das Kapitalmarktumfeld ist weiterhin positiv – das Risiko anstehender nachhaltiger Kurskorrekturen scheint gering. Die jüngste Berichtssaison hat erneut gezeigt, dass die Unternehmen robuster sind als vielfach angenommen: Trotz Herausforderungen wie steigender Zollsätze haben sie insgesamt ein starkes Gewinnwachstum erzielt und stabile Ausblicke präsentiert. Von konjunktureller Seite sind ebenfalls keine großen Störfaktoren zu erwarten. Zwar befindet sich die Weltwirtschaft in einer spätzyklischen Phase – nur wenige Regionen wachsen dynamisch. Ein signifikanter Wachstumseinbruch oder gar eine globale Rezession sind derzeit aber nicht in Sicht.
Zudem entwickeln sich die Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) zunehmend zu einem relevanten Konjunkturtreiber. Weltweit sollen nach Schätzungen von Morgan Stanley Research bis 2028 rund 3 Billionen US-Dollar in den Ausbau von Rechenzentren fließen. Ein erheblicher Teil dieser Summe wird von den großen, finanziell starken US-Technologiekonzernen kommen. Bei der Prognose noch gar nicht berücksichtigt sind notwendige Investitionen in Energieproduktion und Stromnetze – die gesamten direkten und indirekten KI-Infrastrukturinvestitionen dürften somit deutlich darüber liegen. Sie haben das Potenzial, den Konjunkturzyklus spürbar zu verlängern und dem Börsenaufschwung trotz steigender Bewertungsrisiken längerfristig eine solide fundamentale Basis zu verleihen.
Die Geldpolitik stützt vielerorts ebenfalls immer stärker die Finanzmärkte. Zwar sind die Leitzinsen in vielen Regionen weiterhin restriktiv. Immer mehr Notenbanken befinden sich aber bereits in einem Zinssenkungszyklus. Beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole am vergangenen Freitag hat nun auch Jerome Powell, Chef der global tonangebenden US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die Tür für eine Leitzinssenkung geöffnet: Trotz nach wie vor bestehender Inflationsrisiken dürften die US-Währungshüter im September ihren Leitzins senken und damit die geldpolitischen Rahmenbedingungen weiter lockern. Dafür spricht die jüngste Outperformance von Bankaktien: Zinssenkungen führen in der Regel dazu, dass die kurzfristigen Zinsen stärker sinken als die langfristigen Zinsen – die Zinskurve wird steiler. Für Banken bedeutet dies höhere Margen, da sie sich günstiger kurzfristig refinanzieren und zu höheren Zinsen langfristig Kapital verleihen können. Da sich der globale Zinssenkungszyklus noch in einer frühen Phase befindet, ist das Performancepotenzial von Bankaktien bei weitem nicht ausgeschöpft.